Verfasst von: Alexander Grosch | November 2, 2010

Unterschwellige Motivation oder wie unabhängig unsere Gehirnbereiche agieren


Wir handeln häufig, ohne zu wissen, wieso wir bestimmte Dinge getan haben. Während es zwar bisher so schien, dass dieses Handeln das Ergebnis fehlender Aufmerksamkeit oder irrationalen Impulsen ist, konnten neue Studien zeigen, dass unser Gehirn auf dieses implizite Handeln programmiert ist. In vorherigen Artikeln wurde die Bedeutung des Autopiloten bereits mehrfach angesprochen.

Forscher der INSERM in Paris konnten in neuen Studien zeigen, dass es möglich ist die „Hälfte“ des Gehirns zu motivieren ohne, dass die andere „Hälfte“ davon weiß.

Dazu untersuchten die Forscher, wie stark 33 Probanden mit jeder Hand zudrücken können. Dann zeigten sie den Probanden auf einem Computerbildschirm Bilder einer 1-Euro Münze oder einer 1-Cent Münze. Die Münzen waren immer nur für ein Auge und für 17 Millisekunden sichtbar. Dieser Zeitraum genügt zwar für implizite, aber nicht für bewusste Verarbeitung. Nachdem das Bild der Münze verschwand, drückten die Probanden mit der Hand, mit der sie gerade den Griff hielten. Dabei wurde ihnen gesagt, dass die einen Teil des Geldwerts gewinnen, je nachdem wie stark sie zudrückten. Dabei wurden alle möglichen Kombinationen von Händen und Augen durchgeführt (linkes Auge:linke Hand, rechtes Auge:rechte Hand, linkes Auge:rechte Hand, rechtes Auge:linke Hand).

Obwohl die Probanden nicht korrekt ahnen konnten, welche Münze sie gesehen haben (sie bestätigten, dass sie sich nicht bewusst waren, welche Münze sie gesehen hatten), drückten sie stärker, wenn sie die größere Münze gezeigt bekamen und der Griff auf der gleichen Körperseite war, wie das Auge, die die Münze gesehen hat (linkes Auge:linke Hand, rechtes Auge:rechte Hand). Die Stärke des Handdrucks änderte sich nicht, egal was das andere Auge sah. Dies weist daraufhin, dass zu der Zeit nur die „Hälfte“ des Gehirns motiviert war.

Wie der Co-Autor Mathias Pessiglione anmerkt, ist es möglich, dass nur ein Teil (die Hälfte unseres Gehirns) motiviert ist und die andere Hälfte nicht. In dieser Studie ist auch zu sehen, wie unabhängig Teile unseres Gehirns agieren. Wenn ihr euch also beim nächsten mal überrascht in Mitten einer Handlung wiederfindet, zieht es in Betracht die Schuld auf eure unabhängigen Gehirnhälften zu schieben.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie diese Erkenntnisse für das Neuromarketing genutzt werden können. Eine wichtige Erkenntnis dieser Studie ist die Bestätigung, dass unser Gehirn vorübereilende Bilder (die nur implizit wahrgenommen werden) verarbeitet, die wir nicht bewusst (explizit) erinnern können. Somit können wir annehmen, dass Konsumenten Markeneindrücke verarbeiten können, selbst wenn sie sich nicht bewusst daran erinnern können.


Antworten

  1. Ich wünsche mir mehr Beiträge in diesem Blog 😉 Freue mich immer wenn neben dem RSS-Feed eine Nummer steht.

    • Hallo Christoph,

      so jetzt erstmal wieder ein bisschen Lesestoff für dich :). Ganz frisch. Außerdem freut es mich natürlich sehr zu hören, dass du meinen Blog gerne liest. Ich versuche auch immer wenn es News gibt oder ich interessante Studien entdecke, diese hier einzubringen, sofern es meine Zeit zulässt.

      Hast du sonst noch Feedback für mich?

      Viele Grüße


Hinterlasse einen Kommentar

Kategorien